Hapag Lloyd erwartet 2,2 Milliarden Gewinn – und zahlt dennoch fast keine Steuern
Die Hamburger Traditionsreederei Hapag Lloyd hat ihre Gewinnprognose nach oben korrigiert. Statt „nur“ einer Milliarde Gewinn vor Steuern werden jetzt bis zu 2,2 Milliarden Euro erwartet. Wegen einer Spezialregelung für Reedereien werden auf diese Gewinne kaum Steuern entrichtet. Das kritisiert Norbert Hackbusch, wirtschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion:„Wäre Hapag Lloyd eine Bäckerei, müsste sie auf zwei Milliarden Gewinn etwa 700 Millionen Euro Steuern zahlen – über 450 Millionen davon kämen dem Hamburger Haushalt zugute. Das wird aber nicht passieren, denn statt wie jedes Unternehmen auf den realen Gewinn Steuern zu bezahlen, bemisst sich ihre Steuer nach der transportierten Menge. Und das ist nur ein Bruchteil – wahrscheinlich weniger als 100 Millionen Euro.“
Die Linke fordert ein europaweites Ende dieses Privilegs. Hackbusch: „Es ist ein Gebot der Fairness, dass Unternehmen mit Milliardengewinnen angemessen Steuern zahlen. Die sprudelnden Gewinne erhöhen die Macht der Reedereien. Wie das Beispiel MSC zeigt, übernehmen sie Unternehmen wie die HHLA und drohen dadurch, die gesamte Logistikkette zu monopolisieren.“
Zwar profitiere die Stadt Hamburg, weil sie Anteile an Hapag Lloyd hält, durch die ausgeschütteten Gewinne. Diese lägen jedoch weit unterhalb der gesparten Steuern. Immerhin sei wegen der Beteiligung Hamburgs keine Verlagerung des Firmensitzes zu befürchten. Hackbusch: „Dass Hapag Lloyd in Hamburg bleibt, ist ein Erfolg der Unternehmensbeteiligung, für die wir damals gestritten haben. Aber wir sollten für alle Reedereien gleiche Bedingungen schaffen, ob Hapag Lloyd, Maersk oder MSC. Um sicherzustellen, dass Reedereien nicht Standorte gegeneinander ausspielen, fordern wir ein Verbot von Steuerprivilegien wie der Tonnagesteuer und eine Mindestbesteuerung von Unternehmensgewinnen. Allein in Hamburg hätten wir in den vergangenen Jahren mehrere Milliarden Euro mehr eingenommen. Diese Summe ist größer als alle angeblich unbezahlbaren Haushaltsanträge aller Fraktionen der Bürgerschaft zusammen.“