Statt Hektik am allerletzten Schultag: Hamburgs Schulen brauchen eine belastbare Teststrategie

Sabine Boeddinghaus

Heute hat der Schulsenator Ties Rabe seine Pläne zur Öffnung der Schulen nach den Märzferien vorgestellt. Im Wesentlichen basiert der Plan auf der Anwendung von Schnelltests – die aber bisher gar nicht vorliegen. Sabine Boeddinghaus, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft, ist skeptisch: „Grundvoraussetzung aller Öffnungspläne ist, dass die Infektionszahlen dies überhaupt zulassen und gleichzeitig eine belastbare Teststrategie für die Schulen umgesetzt wird – und nicht nur angekündigt. Und da ist es wieder einmal bezeichnend, dass der Schulsenator am allerletzten Schultag den Schulen Arbeitsaufträge in die Ferien diktiert. Sowas ist vermessen. Warum hat er nicht schon längst die Kompetenz und die Expertise der Schulen mit einbezogen, um zu gemeinsam getragenen Lösungen und sinnvollen Stufenplänen zu kommen?“

Für das von Rabe angekündigte Mittel des Wechselunterrichts fordert Boeddinghaus klare Rahmenbedingungen und überprüfbare Qualitätsstandards. Sonst, so befürchtet sie, diene dieses Modell nur als schlechter Notnagel, um - wie bisher über Computerbeschulung - Unterricht vorzutäuschen. Boeddinghaus fordert über einen technischen Umgang mit der Pandemie hinaus einen Richtungswechsel im Bildungswesen: „Bildungsungerechtigkeit gab es schon vor der Corona-Krise, sie wurde jetzt deutlich verstärkt. Das erfordert größere Antworten, als lediglich Schulleben auf 'Auf', 'Zu', oder 'Wechselmodelle' zu reduzieren. Ein Jahr lang haben sich die Schulen nun gewandelt. Ihre Bedeutung als  Lebens- und Sozialraum ist deutlich geworden ist. Und auf diesem jetzigen Stand müssen wir jetzt aufbauen. Bildung erfordert neue, moderne pädagogische Konzepte. Und die einzelnen Schulen müssen die Chance haben, diese Konzepte dann orientiert an den Bedürfnissen ihrer Schüler:innenschaft entwickeln und umsetzen zu können.“

Die Linksfraktion kritisiert auch den Weg, den der Schulsenator heute wählte, um die Öffentlichkeit über seine Ideen zu informieren. In Zeiten der Pandemie gehören klare und nachvollziehbare Argumente für politische Entscheidungen zum Kern politischen Handelns. Ties Rabe wählte nicht den Weg der öffentlich zugänglichen und transparenten Landespressekonferenz, sondern präsentierte seine Pläne hastig im kleinen Kreis vor ausgewählten Pressevertreter:innen. Boeddinghaus"Man muss sich wirklich fragen, welche Prioritäten der Schulsenator hat – exklusive Pressegespräche können einen Tag vor den Ferien doch nicht ernsthaft den Kontakt zu Schulen und Eltern ersetzen."