Schlechtes Zeugnis für Gymnasialempfehlung an Hamburgs Schulen: Glücksspiel ist ähnlich verlässlich

Im Schuljahr 2022/23 wurden 709 Schüler*innen nach Klasse 6 vom Gymnasium an eine Stadtteilschule verwiesen, weil angeblich ihre Leistungen belegten, dass sie nicht in den folgenden sechs Jahren am Gymnasium zum Abitur gelangen würden. Weiterhin schulten Gymnasien bis zu einem Viertel ihrer Schüler*innen der 6. Klasse ab. Das zeigt eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft.

Dazu Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Von den Schüler*innen, die des Gymnasiums verwiesen werden, hatten fast 40 Prozent eine Gymnasialempfehlung erhalten. Bei dieser Quote könnten die Lehrkräfte genauso gut einfach raten. Eine pädagogische Begründung für die Schulformempfehlung gibt es sowieso nicht.Dabei zeigen die geringeren Abschulungen während der Corona-Pandemie, dass es Gymnasien möglich ist, Schüler*innen an ihren Schulen zu halten.“

Dass in Klasse 10 am Gymnasium rund ein Viertel der Schüler*innen wiederum keine Gymnasialempfehlung hatte, ist für Sabine Boeddinghaus ein weiterer Beleg für die mangelnde Triftigkeit der Schulformempfehlung. „Wir sollten unbedingt aufhören, die Schulen und die Familien mit dem Unsinn der Schulformempfehlung zu belästigen. Diese Empfehlung drückt keinerlei belastbare pädagogische Entwicklungsprognose aus. Vielmehr urteilen die Lehrkräfte aufgrund ihrer Annahmen über die Leistungsfähigkeit der Elternhäuser. Wer reich daherkommt, dem wird zugetraut, privat mehr in die Bildung des Kindes zu stecken. Dabei muss Fördern statt Auslesen endlich auf den Stundenplan.“

Gymnasien schulten im letzten Schuljahr bis zu 26 Prozent ihres 6. Jahrgangs ab – Beispiel ist das Gymnasium Marienthal. Die meisten Schüler*innen verwies das Helmut-Schmidt-Gymnasium – dort waren es fast anderthalb Klassen, 38 Schüler*innen. Ein Drittel der Gymnasien schulte mehr als zehn Prozent ihrer Schüler*innen ab. Sabine Boeddinghaus: „Alle Schulen müssen umfänglich Verantwortung für ihre Schüler*innen übernehmen und dafür die nötigen Ressourcen erhalten. Dazu gehören alle Maßnahmen, um endlich den Bildungserfolg von der Herkunft zu entkoppeln.“

 

Unsere Anfrage (Drs. 22/13392).